Year: 2018
Author: Melzer, Alexander
Der Staat, Vol. 57 (2018), Iss. 4 : pp. 529–562
Abstract
Vor fast zehn Jahren wurden die europäischen Verträge grundlegend reformiert, um die Europäische Union auf eine effizientere und demokratischere Grundlage zu stellen. Aber auch das erneuerte europäische Vertragswerk konnte einen zentralen Vorwurf nicht ausräumen. In zahlreichen wissenschaftlichen Auseinandersetzungen in der Politik- oder in der Rechtswissenschaft wird bis heute mit Begriffen wie „Überkonstitutionalisierung“, „Überverrechtlichung“ oder „Politisierungsdefizite“ das europäische Verfassungsrecht kritisiert. In diesem Zusammenhang wird insbesondere auch eine Dominanz von vermeintlich unpolitischen Unionsorgane wie etwa durch den Europäischen Gerichtshof beklagt. Dabei scheint im Zentrum dieser Kontroversen eine Disparität zwischen Verrechtlichung und Politisierung im europäischen Verfassungsrecht zu stehen, die nicht selten auch für das Demokratiedefizit der Union mitverantwortlich gemacht wird. Der Beitrag möchte daher die in dieser Auseinandersetzung häufig verwendeten Begriffe des Politischen näher beleuchten und deren verfassungsnormative sowie verfassungstheoretische Verankerung im Unionsrecht kritisch hinterfragen. Ziel soll es sein, nachzuvollziehen, ob ein vermeintlich strukturelles Ungleichgewicht zwischen Politisierung und Verrechtlichung tatsächlich ein geeignetes Argument in der Kritik am europäischen Verfassungsrecht darstellt und warum es sich darüber hinaus lohnen kann, im Primärrecht die Begrifflichkeiten des Politischen stärker in den Blick zu nehmen.
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Journal Article Details
Publisher Name: Global Science Press
Language: German
DOI: https://doi.org/10.3790/staa.57.4.529
Der Staat, Vol. 57 (2018), Iss. 4 : pp. 529–562
Published online: 2018-10
AMS Subject Headings: Duncker & Humblot
Copyright: COPYRIGHT: © Global Science Press
Pages: 34
Author Details
Section Title | Page | Action | Price |
---|---|---|---|
Alexander Melzer, Das Politische und das europäische Verfassungsrecht | 529 | ||
I. Einleitung | 529 | ||
II. Begriffe des Politischen im positiven europäischen Verfassungsrecht | 531 | ||
1. „Politisch” und „Politik” als Rechtsbegriffe in den europäischen Verträgen | 533 | ||
2. Der Begriff „politisch” als Distinktionsmerkmal im Organisationsverfassungsrecht der Union | 535 | ||
3. Fazit | 529 | ||
III. Das Politische in der Theorie des europäischen Verfassungsrechts | 529 | ||
1. Die Unwägbarkeiten der theoretischen Begriffe des Politischen | 529 | ||
2. Das Politische als Argument in der Kritik am europäischen Verfassungsrecht | 530 | ||
3. Fazit | 531 | ||
IV. Schlussfolgerungen | 531 | ||
1. Das Verhältnis von Politik und Recht als ungeeignetes Argument in der Kritik am europäischen Verfassungsrecht | 531 | ||
2. Das Potential der Begriffe des Politischen im Organisationsverfassungsrecht der Union | 531 |