Rechtsbruch und sozialer Wandel

BOOK
Über Ursachen und Wirkungen demonstrativer Normverletzungen im sozialen Konflikt und in gesellschaftlichen Veränderungsprozessen
- Authors: Spescha, Marc
- Series: Schriftenreihe zur Rechtssoziologie und Rechtstatsachenforschung, Vol. 68
- (1988)
Book Details
Pricing
Section Title | Page | Action | Price |
---|---|---|---|
Inhaltsverzeichnis | 5 | ||
Abkürzungsverzeichnis | 11 | ||
Einleitung | 13 | ||
I. Thema, Methode und Impetus der Arbeit | 13 | ||
1. Thema und Methode | 13 | ||
2. Persönlicher Standort | 14 | ||
II. Ausgangslage und Aufbau der Arbeit | 14 | ||
III. Vorläufige Definition grundlegender Begriffe | 20 | ||
1. Abweichendes Verhalten | 20 | ||
2. Nonkonformismus | 20 | ||
3. Stigmatisierung | 21 | ||
4. Sozialer Wandel | 21 | ||
ERSTER TEIL: Theoretische Grundlegung | 22 | ||
Kapitel 1: Soziale Interdependenz und Rechtsordnung | 22 | ||
I. Sicherheitsbedürfnis und Ordnungsstreben | 22 | ||
II. Rechtsordnung als zentraler Ordnungstypus in der kulturell differenzierten Großgesellschaft | 24 | ||
1. Das Doppelgesicht des Rechts – statisches Ordnungsinstrument und Mittel rationaler Gesellschaftsgestaltung | 24 | ||
2. Recht und Wertpluralismus | 25 | ||
3. Verbindlichkeit der Rechtsnorm und Fragwürdigkeit strafrechtlicher Reaktion | 27 | ||
Kapitel 2: Macht im Recht | 30 | ||
I. Die Allgegenwart der Macht | 30 | ||
II. Das Recht als Reflex von Machtverhältnissen | 31 | ||
1. Machtfaktoren in der Politik | 31 | ||
2. Interessenvertretung bei der parlamentarischen Gesetzgebung | 33 | ||
3. Marktmechanismen im direktdemokratischen Entscheidungsverfahren | 37 | ||
4. Exkurs: Legitimationsschwächen von Mehrheitsentscheidungen | 38 | ||
4.1. Minderheitsherrschaft durch Mehrheitsregel | 39 | ||
4.2. Der sachliche Geltungsbereich des Mehrheitsentscheids | 41 | ||
4.3. Mehrheitsentscheidungen und verfassungsmäßige Legitimität | 49 | ||
4.4. Mehrheitsdemokratie versus Betroffenendemokratie | 51 | ||
4.5. Nichtinstitutionalisierte Opposition als Ausdruck der Legitimationsschwäche von Mehrheitsentscheidungen | 54 | ||
4.6. Mehrheitsregel zwischen Eliteherrschaft und Einstimmigkeitsprinzip | 59 | ||
5. Der Richterspruch als Phänomen politischer Macht | 61 | ||
5.1. Der Spielraum des Richters bei der Gesetzesauslegung | 61 | ||
5.2. Der Richter als Gesetzgeber | 64 | ||
5.2.1. Verlagerung politischer Entscheidungen auf den Richter | 64 | ||
5.2.2. Richterliche Konkretisierung von unbestimmten Rechtsbegriffen und Generalklauseln | 65 | ||
5.2.3. Richterrecht durch Lückenfüllung | 67 | ||
5.2.4. Konsequenzen aus der richterlichen Entscheidungsmacht | 67 | ||
5.3. Charakteristika einer politischen Justiz | 68 | ||
5.4. Richtermacht in der Gerichtsverhandlung | 70 | ||
5.5. Richter und politische Macht: kurze Zusammenfassung | 73 | ||
III. Gerechtigkeit durch radikale Machtkritik | 73 | ||
Kapitel 3: Erscheinungsweisen und Bedingungsfaktoren sozialen Wandels: Einige Hypothesen | 76 | ||
I. Das Problem sozialen Wandels | 77 | ||
1. Kennzeichen sozialen Wandels | 78 | ||
1.1. „Modeströmung“ oder Symptom sozialen Wandels? | 79 | ||
1.2. Sozialer Wandel im Sog technischer Entwicklungen | 79 | ||
1.3. Mikroprozesse sozialen Wandels | 80 | ||
2. Änderungen in der Rechtswirklichkeit als Indikatoren sozialen Wandels | 80 | ||
II. Zugangswege zur Gesetzgebung und Bestimmungskräfte im politischen Prozeß | 81 | ||
1. Das Erfordernis des Problemimpulses | 82 | ||
2. Problemselektion und Nicht-Entscheidung | 83 | ||
3. Die Volksinitiative zwischen Diskussion und politischer Effizienz | 86 | ||
4. Außerinstitutionelle Politikformen: Erscheinungsweise und Wirkung | 89 | ||
4.1. Symbolische und reale Demonstration von Gegenmacht | 90 | ||
4.2. Gewaltfreie Aktionen und gesteigerte Konfliktfähigkeit | 92 | ||
4.3. Raumbedeutsamkeit als Faktor, der Mobilisierung begünstigt | 95 | ||
5. Chancen des Wandels im politischen Prozeß | 96 | ||
III. Rechtsänderung durch Sanktionsverzicht | 97 | ||
1. Soziologische Differenz zwischen Recht und sozialer Wirklichkeit als Machtfaktor | 97 | ||
2. Ideologische Differenz zwischen Recht und sozialer Wirklichkeit als moralischer Appell | 99 | ||
IV. Rechtsbruch und sozialer Wandel: Erstes Fazit | 100 | ||
ZWEITER TEIL: Konkubinat, Militärdienstverweigerung und Gewaltfreie Aktion im Kampf gegen Bastionen der Ordnung | 101 | ||
Kapitel 4: Konkubinat: Von der kriminellen Tat zum Vorrang der Lust | 101 | ||
I. Ursprung und geschichtliche Stationen | 101 | ||
1. Das Konkubinat im antiken Rom | 102 | ||
1.1. Frühes Rom bis zur Kaiserzeit | 102 | ||
1.2. Augustus und das staatliche Diktat des Sittlichen | 103 | ||
2. Die Paulinische Ordnung der Sinnenlust und die Propaganda der Sexualideologen | 105 | ||
3. Das Konkubinat im Recht der frühen Germanen | 107 | ||
4. Sexuelle Beziehungen unter der Herrschaft kirchlicher Sexualmoral | 108 | ||
4.1. Zur Topologie der Körper im Sexualakt | 109 | ||
4.2. Die Ehe als Sakrament | 110 | ||
4.3. Von den Grenzen ideologischer Propaganda und den ambivalenten Normen des Sittlichen | 111 | ||
5. Geist der Aufklärung, Metaphysik des Sittlichen und die Normativität des Faktischen | 113 | ||
5.1. Der Graben zwischen Rechtsdenkern und Rechtsdogmatikern | 113 | ||
5.2. Die Sittlichkeit der Ehe und die Freiheit der Liebe | 115 | ||
5.3. Konkubinat im Spannungsfeld von Trieb, Eheordnung und Industrialisierung | 118 | ||
II. Das Konkubinat im schweizerischen Bundesstaat | 119 | ||
1. Die Konkubinatsverbote des 19. und des beginnenden 20. Jahrhunderts als kantonale Sittendiktate | 119 | ||
2. Vielfalt von Tatbestandsbestimmungen und Rechtsfolgen | 120 | ||
3. Reformversuche gegen Bastionen des Sittendogmatismus | 121 | ||
3.1. Expertengespräche im Banne des „Volksempfindens“ | 121 | ||
3.2. Politische Mehrheiten wider Toleranz und Vernunft: Die kantonal-zürcherische Volksabstimmung vom 13. April 1913 | 123 | ||
3.3. Das Konkubinat als Gegenstand kantonaler Übertretungsstrafrechte | 126 | ||
III. Zur Geschichte des Konkubinatsverbots im Kanton Graubünden | 128 | ||
1. Lücke im Sittenkodex des kantonalen Übertretungsstrafrechts | 128 | ||
2. Das Parlament als Kurie – im Kampf für abendländisches „Kulturgut“ und gegen „Dekadenz“ | 129 | ||
3. Das Konkubinatsverbot: stumpfe Waffe im katholisch-konservativen Kulturkampf | 131 | ||
4. Parlamentarischer Schlußakt im Ringen um das Konkubinat | 135 | ||
IV. Rechtsbruch und Emanzipation | 137 | ||
1. Rechtssoziologische Folgerungen | 137 | ||
2. Die Stellung des Konkubinats im heutigen Recht | 139 | ||
3. Das Konkubinat im Zeichen der Emanzipation der Lust | 142 | ||
Kapitel 5: Militärdienstverweigerung: Der Stachel des Gewissens in der Ordnung staatlicher Macht | 145 | ||
I. Von der militärischen Unordnung der Alten Eidgenossenschaft zum militarisierten Bundesstaat | 146 | ||
1. Kriegertypus und Wehrpflicht in der Alten Eidgenossenschaft | 147 | ||
2. Französische Revolution und allgemeine Wehrpflicht | 149 | ||
3. Widerstände gegen die bundesstaatliche Verwirklichung der Wehrpflicht | 150 | ||
4. Verbale Armeekritik auf der Schwelle zur Handlungskonsequenz | 153 | ||
II. Die politische Dimension der Militärverweigerung bis zum Zweiten Weltkrieg | 155 | ||
1. Die Gewissenstat als individuelle politische Aktion | 155 | ||
1.1. Die Gewissenstat zur Wahrung der persönlichen Identität | 155 | ||
1.2. Gewissenstat und politische Wirkung | 156 | ||
1.3. Die Militärverweigerung von Charles Naine: Motive und Wirkung | 157 | ||
2. Militärverweigerung und die Dialektik nationaler Ideologie | 161 | ||
3. Die Marginalisierung der Militärverweigerung als politische Aktion | 162 | ||
3.1. Der Konformitätsdruck der äußeren Gefahr | 162 | ||
3.2. Antimilitarismus zwischen individueller Tat und Verbalradikalismus | 163 | ||
3.3. Vergebliches Bemühen um Anerkennung der Gewissenstat | 164 | ||
3.3.1. Der Zivildienst als „positive Tat“ für den Frieden | 165 | ||
3.3.2. Der Zivildienst als Instrument des pazifistischen Kampfes | 166 | ||
3.3.3. Marginalisierung und Stigmatisierung einer Minderheit | 167 | ||
3.4. Das vorläufige Ende der Militärverweigerung als politisches Thema | 168 | ||
3.5. Die Gewissenstat als Sakrileg gegen das Schweizertum | 169 | ||
III. Militärverweigerung unter der Herrschaft des Nationalmythos | 171 | ||
1. Pazifistisches Erbe und Kalter Krieg | 171 | ||
1.1. Friedenspolitischer Aufbruchsversuch nach Kriegsende | 171 | ||
1.2. „Gefährliche Minderheit“: Das Argument der Zahl und der Gefährlichkeit | 172 | ||
1.3. Kaserne – Sinnbild der schweizerischen Volksgemeinschaft | 173 | ||
1.4. Militärdienstverweigerung als apolitisches Bekenntnis einer stagnierenden Zahl | 175 | ||
2. Pazifistischer Aufschwung und Initiativbewegungen für einen Zivildienst | 175 | ||
2.1. Ausweitung der individuell-pazifistischen Tat in den sechziger Jahren | 175 | ||
2.2. Pazifistisches Selbstbewußtsein und Nationalmythos | 176 | ||
2.2.1. Militärverweigerung in günstigem politischen Klima | 176 | ||
2.2.2. Wirksame Wiederbelebung des nationalen Mythos | 178 | ||
3. Nonkonformismus zwischen Gehorsamsbereitschaft und verblassendem Mythos | 180 | ||
3.1. Autoritärer Legalismus und Pathologisierung | 181 | ||
3.2. Auf dem Weg zu einer radikalen Entmythologisierung der staatlichen Sicherheitspolitik? | 182 | ||
IV. Rechtsbruch und sozialer Wandel? | 184 | ||
Kapitel 6: „Gewaltfreie Aktion Menschenteppich“: Recht und Moral zwischen Unternehmerfreiheit und Friedenspolitik | 187 | ||
I. Unternehmerfreiheit und Waffengeschäfte | 188 | ||
1. Die „W’81“: Angebot und Nachfrage unter neutralem Dach | 190 | ||
2. Die „W’81“ in der Optik des Kriegsmaterialgesetzes | 193 | ||
II. „Gewaltfreie Aktion Menschenteppich“: Die Straße als Ort der Politik | 195 | ||
1. Motiv, Methode und Zielsetzung der Aktion | 196 | ||
2. Das Verhalten der einzelnen Akteure | 198 | ||
2.1. Die Teilnehmer des Menschenteppichs | 198 | ||
2.2. Die Besucher der Ausstellung | 199 | ||
2.3. Der private Ordnungsdienst des Veranstalters | 199 | ||
2.4. Die örtlichen Polizeibehörden | 200 | ||
3. Berichterstattung der Medien und öffentliche Meinung | 200 | ||
III. Strafrecht und politische Opposition | 201 | ||
1. Der Tatbestand der Nötigung: Ein Instrument der politischen Justiz | 201 | ||
1.1. Erstinstanzlicher Freispruch vom Vorwurf der Nötigung | 201 | ||
1.2. Obergerichtliche Korrektur: Prangerwirkung ist unzulässig | 202 | ||
1.3. Meinungsäußerungsfreiheit: mehr als ein trügerisches Versprechen? | 204 | ||
1.4. Bundesgerichtliches Placet zur Kriminalisierung der gewaltfreien Aktion | 205 | ||
2. Außerinstitutionelle Politikformen und richterliche Reaktion | 206 | ||
IV. Gewaltfreie Aktion in der Demokratie: Bedeutung und Perspektive | 208 | ||
Schluß: Demokratische Konfliktkultur statt autoritärer Legalismus | 210 | ||
Bibliographie | 213 |